Mehrbelastung für Hausbesitzer: Abgeordnetenanhörung zeigt unsoziale Wirkung des Gebäudeenergiegesetzes auf
In der Raumschaft Schwäbisch Gmünd sind praktisch die Hälfte aller Wohnhäuser von ihm betroffen: Die Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes ist zwar noch nicht im Deutschen Bundestag verabschiedet, sorgt aber bereits vor dem Inkrafttreten am 1. Januar 2024 für große Sorge. Bei der Expertenanhörung der CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Inge Gräßle vor über 30 Zuhörern fragten sich zahlreiche betroffene Häusle-Besitzer, wie sie die erwarteten Mehrkosten stemmen sollen – und vor allem – was der richtige Weg für die nächsten 30 Jahre. „Enteignungsgleiche Eingriffe“ ziehe das Gesetz nach sich, so ein Zuhörer. Denn es umfaßt Sanierungsauflagen für ältere Häuser und bei nicht reparaturfähiger Öl- oder Gasheizung deren Komplettaustausch durch ein Heizsystem, das 65% erneuerbare Energien vorsieht. Dabei ist es gleichgültig, ob das verbaute Heizsystem oder der Wohnort eine solche gesetzlich diktierte Umstellung zulassen. „Wir sprechen über Kosten von 100.000 Euro fürs Einfamilienhaus, das vielleicht grad abgezahlt oder noch mit Schulden belastet ist,“ so VGW-Chef Celestino Piazza. Und im Mehrfamilienhausbau komme die Einigungspflicht unter allen Eigentümern auf womöglich kostspielige, neue Systeme hinzu, ergänzte Projektentwickler Bilal Dincel. Dass sich all das in höheren Mieten niederschlage, vielleicht sogar einem Vermietungsverbot als Sanktion, komme hinzu.
Innungsvertreter und Heizungsbauer Armin Linke berichtete von seinen Kundengesprächen und sagte: „Wir stehen ratlos da. Was ist das Beste?“ Sich schnell verändernde gesetzliche Regeln und permanent überarbeitete Gesetzgebung machten es sehr schwer, 20 bis 30 Jahre gültige Lösungen vorzuschlagen. Eine Zuhörerin berichtete von ihrer 7 Jahre alten Großinvestition ins Eigenheim – der Umstellung von Öl auf Biogas – und jetzt werde der Anschluß an die Nahwärme vorgeschlagen für weitere 30.000 Euro. Energieberater Bernhard Zerrweck von der Fa. Preiß optierte dafür, Energie zu sparen, alle Wärmequellen zu nutzen, auch Solarthermie statt PV. Franka Zanek, vom Amt für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz beschrieb die „riesige Herausforderung“, weil mehr als 90% aller Häuser mit Öl oder Gas beheizt würden. Gräßle will sich für pragmatische Lösungen stark machen, die Wohnraum nicht noch weiter verknappen und verteuern. Es sei wichtig, dass „alle politischen Ebenen zusammen arbeiten und nicht den Menschen vor Ort durch widersprüchliche Regeln das Leben schwer und Klimaschutz unmöglich machen.“ Klar sei, dass das Gesetz große Auswirkungen habe und unsozial sei. Dabei gehe es auch um gesellschaftspolitische Veränderungen: „Bleiben wir Häuslebauer und ein Volk von Eigentümern oder kaufen große Immobilienkonzerne die Altbauten auf, weil weder die Besitzer noch die Erben die Sanierungsauflagen stemmen können?“, fragte sie.